Garten - Hortus Conclusus
Das Projekt Hortus Conclusus bezieht sich auf das Motiv des geschlossenen Gartens im Spannungsfeld zwischen transzendenten und materiellen Bedeutungen: Hortus Conclusus, Heilgarten, Schutzraum, Liebesgarten, Paradiesgarten. Die Wörter hortus und Garten stehen in etymologischem Zusammenhang mit dem indogermanischen Wort ghordo, Flechtwerk/Umzäunung. Die Idee eines Raumes, der von allem Unheil geschützt ist, hat viele Aspekte. So finden wir in vielen anderen kulturellen Räumen die Idee des Gartens in Zusammenhang mit Vorstellungen des Paradieses und die Verknüpfung der Liebe mit der Idee des Gartens.
So ist das Wort für Paradies aus dem Persischen abgeleitet und meint ebenfalls einen umfriedeten Raum.
Beim Hortus Conclusus liegt die Betonung stark auf dem Fakt der Verschlossenheit. In Tafelbildern des europäischen Spätmittelalters ist der Hortus Conclusus meist bewohnt von Maria, einigen zumeist jungfräulichen Heiligen, Heilpflanzen und symbolischen Pflanzen und Tieren. Virgo (Jungfrau) ist eng mit dem Wort für Grün verbunden.
In der islamischen Vorstellung des Paradieses (Feirdouz) herrsche jedoch eher die Idee vor, dass hier keine Bedürfnisse herrschen oder diese erfüllt werden. So findet die Frau dort ihren „Lieblingsmann“.
Das Motiv des Zauns kommt auch in Darstellungen wie „Maria im Rosenhag“ vor, daher Hag = behaglich.
Die Idee eines Raumes, in dem man vor allem Unheil geschützt ist, fasziniert mich und ist besonders interessant in Zeiten von Corona und in der gegenwärtigen militärisch angespannten Situation. Metaphorischen Bedeutungen von Farben, Symbolen, Ornamenten gehe ich in meinen Arbeiten schon lange nach. Der Goldene Hintergrund ist eine Referenz an gotische Bilder, in denen Gold den Glanz Gottes repräsentiert. Der Zaun ist mittels Verwebungen von senkrechten und waagrechten Strukturen Farbverläufen der Mittler zwischen dem Erdboden und dem Goldenen Hintergrund.
Das Motiv des Gartens finden wir auch in der Literatur: Salomos Lied, in Giovanni Boccachios Decamerone 1340 suchen 10 junge Leute Zuflucht vor der Pest in Florenz auf dem Land und in Gärten. Shakespeare verwendet den Garten und das Gärtnern als Metapher für das Leben oder die Regentschaft des Königs. Klostergärten sind seit dem 8. Jahrhundert als Heilgärten angelegt und auch Gegenstand poetischer Betrachtungen (Walahfried Strabo, Reichenau)
Das Wort „Hort“ in einem anderen Zusammenhang verwendet, nämlich das Anlegen eines „Schatzes“ gibt uns einen weiteren Hinweis: Entzieht man Gold seiner Funktion (als Zahlungsmittel) rückt man es in den Bereich des Heiligen (Schatz, Hort).
Übertragen auf den Garten, erkennt man die Idee des Hortus Conclusus, Pardiesgarten als „heiligen Bereich“: Die Erde, einst heilig, wurde benutzt, so müssen sich im Hortus Conclusus ausschließlich Pflanzen mit symbolischer Aussage, aber keine Nutzpflanzen befinden.
Rauminstallation aus drei großformatigen Tafelbildern, die Elemente des Hortus Conclusus enthält, jedoch keine Heiligen. Die Betrachter+innen sollen sich in dieser Anordnung allein in dem Hortus aufhalten.
4Teile 240 x 140, 240 x 190, 240 x 160, 240 x 140 Öl/Leinwand 2022
Verbunden mit Scharnieren und in runder Anordnung präsentiert (Selbsttragend/selbststehend)
Die Pflanzen haben ihren Symbolwert nach der optischen Erscheinung, Zahlensymbolik, Name, Farbe.
Pflanzen im Einzelnen von links nach rechts:
Teil links 1
1 -Kirschbaum - Attribut der Hl. Dorothea mit wenigen Vögeln
2 – Immergrün (blau) (Jungfernkraut)
3 – Senf
4 – Levkoje (rot 4-teilige Blüte)
5 - Himmelschlüssel (gelb)
6 - Klee – (weiß)
7 – Akelei (blau) (gesenkte Blütenköpfe=Demut Marias)
8 – Märzenbecher
Teil 2 links
9 – Pfingstrose (Rose ohne Dornen= Ur-Sünde Evas, die Maria durch die Geburt Jesu von der Welt genommen hat)
10- Erdbeeren (Blutstropfen Christi) Dreiteilige Blätter (Dreifaltigkeit)
11 – Frauenmantel (gelbgrün) (Silbermantel der Heiligen)
12 – Madonnenlilie (kommt in Nordeuropa nicht vor und kam mit den Kreuzfahrern) 6 Blütenblätter konvex
13 – Spitzwegerich
14 – Malve (Vergebung schwerer Sünden)
15 – Maiglöckchen (Symbol der Liebe)
16 – Veilchen
17 – Nelke (Clavis -Nägel des Kreuzes)
Teil 3 Mitte
18 – Rose (Maria 5 Blütenblätter Konvex) Expansive, fruchtbare, herrschende Weiblichkeit, Maria=Himmelskönigin)
Teil 4 rechts
18 -Schwertlilie – Christus und Iris Himmelsbotin, Schwertförmige Blätter, Schmerzen Mariae)
19 - Himbeere
Lilie und Rose repräsentieren die antagonistischen Aspekte der Rolle der Frau bzw. Mariae: Die Rose als Königin (des Himmels) und die Lilie als Kelch, das Dienende, Reinheit, Unberührtheit
Einige Tiere wurden weggelassen: Libelle, Schmetterling, Eisvogel, Wiedehopf, es gibt sie nur als separate Testversionen.
Der Wiedehopf (Postbote zwischen Königin Saba und König David – israelischer Nationalvogel) findet sich in Karl Burckmaiers Madonnendarstellung (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg) als mit der Schlinge gefangener toter Vogel
Lilie und Rose repräsentieren die antagonistischen Aspekte der Rolle der Frau bzw. Mariae: Die Rose als Königin (des Himmels) und die Lilie als Kelch, das Dienende, Reinheit, Unberührtheit
Einige Tiere wurden weggelassen: Libelle, Schmetterling, Eisvogel, Wiedehopf, es gibt sie nur als separate Testversionen.
Der Wiedehopf (Postbote zwischen Königin Saba und König David – israelischer Nationalvogel) findet sich in Karl Burckmaiers Madonnendarstellung (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg) als mit der Schlinge gefangener toter Vogel